Auch eine Bank, ein Mülleimer und ein Briefkasten sind zum Ziel eines Sprayers geworden – sehr zum Ärger unter anderem von Stifter Hermann Püttmer. Lars Laucke, MZ ePaper vom 18.02.2021
Tobias Mayer ist nach Friedrich Schiller der berühmteste Sohn der Stadt Marbach. Ihm zu Ehren gibt es ein Museum, und auch der Quadrant am Marbacher Bahnhof erinnert an das Werk des Naturwissenschaftlers. Doch eben jener Quadrant ist nun durch Farbschmierereien verunstaltet worden, ebenso wie eine Bank und mehrere weitere Objekte im Bereich des Bahnhofs. Auffällig sind rote Schriftzüge, auch auf einem Mülleimer. Ein ähnlicher schwarzer Schriftzug prangt auf einem Briefkasten der Post. Weitere Schmierereien auf einem Stromkasten könnten älteren Datums sein. Dieter Baader von der Brauerei Salzscheuer hat diese Woche Anzeige gegen unbekannt erstattet.
„Das ist ja nicht das erste Mal, dass so was passiert. Das ist schon mehrfach vorgekommen, ich habe das alles auch dokumentiert“, sagt Baader. Und schon mehrfach habe er die Schmierereien wieder entfernt. Das will er nun aber nicht mehr machen. „Es ist übrigens immer derselbe Täter, das erkennt man an dem Schriftzug. Der kommt mit der S-Bahn in Marbach an“, ist sich Baader sicher, denn an den Zügen gebe es den gleichen Schriftzug. In früheren Fällen habe er das auch schon der Stadt und dem Tobias-Mayer-Verein gemeldet. Diesmal habe ihn sein Freund Hermann Püttmer darauf angesprochen, daher habe er Anzeige erstattet.
Püttmer hat den Quadranten gestiftet – Tobias Mayer bestimmte damit die Höhe von Himmelskörpern. „Vor knapp zwei Wochen hatte ich in der Nähe geparkt und war dort vorbeigelaufen. Da habe ich das gesehen“, berichtet der Backnanger Unternehmer, der aus dem Kopfschütteln über die Schmierereien kaum herauskommt. „Marbach hat zwei große Persönlichkeiten: Friedrich Schiller steht über allen – und eben noch Tobias Mayer. Das muss man doch hochhalten. Aber stattdessen kommen solche trüben Tassen und verunstalten das“, ärgert sich Püttmer. „Ich verstehe das nicht. Die haben doch da überhaupt nichts von.“
Im Marbacher Rathaus ist man offenbar erst durch die Anzeige von Baader, der sein Schreiben an die Polizei auch in Kopie dorthin geschickt hatte, auf die Sache aufmerksam geworden. Im Stadtbauamt sei das Schreiben am Donnerstagmorgen auf den Tisch gekommen. Der Amtsleiter Dieter Wanner war allerdings den ganzen Tag nicht im Haus. Man werde sich aber gleich an diesem Freitag die Beschädigungen anschauen. Dann müsse man sehen, ob die Reinigung vom Bauhof oder einer Firma vorgenommen werde.
Die Chancen, die Urheber der Schmierereien zu ermitteln, „sind erfahrungsgemäß eher gering“, sagt Peter Widenhorn, Pressesprecher der Polizeidirektion Ludwigsburg. „Vielleicht erwischt man den Täter ja mal auf frischer Tat und kann ihm anhand des Schriftzuges auch diese Schmierereien nachweisen“, so Widenhorn. Doch selbst wenn: „Was würde es bringen?“, fragt Hermann Püttmer. „Viel passieren wird dem doch eh nicht. Und das Geld für die Reinigungskosten ist bei solchen Leuten doch meist auch nicht zu holen. “
