Oldtimer dürfen erstmals am Torturm starten

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Marbacher-Zeitung, Henning Maak 05.10.2020 – 00:00 Uhr, Fotos: Avanti/Ralf Poller/Avanti

Fünfte Auflage der Tobias-Mayer-Classic fand mit 75 Fahrzeugen statt. Nur die Siegerehrung fiel etwas anders aus.

Marbach – Obwohl sich am Samstagmittag kurzzeitig die Schleusen am Himmel öffneten, ließen es sich etwa zehn Hobbyfotografen nicht nehmen, den Start der 75 Auto-Klassiker auf ihren Smartphones festzuhalten, die erstmals durch das Marbacher Wahrzeichen, den Torturm, fahren durften. Eine Frau schickte jeden der prächtig hergerichteten Oldtimer, die mindestens 20 Jahre alt sein mussten, mit einer Fanfare aus einer Tröte auf die Reise.

„Bei der ersten Auflage durften die Fahrzeuge durch den Torturm ins Ziel fahren, doch seitdem war das Marbacher Wahrzeichen für uns tabu“, erklärt Fahrleiter Emil Müller. Bis fast an die nördliche Grenze des Landkreises führte die Strecke in diesem Jahr. Emil Müller empfahl den Teams bei der Fahrerbesprechung, sich in Hohenhaslach eine Pause zu gönnen, um eine Modelleisenbahn zu bewundern, die dort durch einen kompletten Garten führt. Zeit dafür hatten Fahrer und Beifahrer, denn wie immer kam es bei der ldtimer-Rallye nicht auf Zeit und Geschwindigkeit, sondern vielmehr auf Geschicklichkeit und gutes Timing an. Auf die Teams warteten so genannte Gleichmäßigkeitsprüfungen, bei denen eine bestimmte Strecke möglichst exakt in einer vorgegebenen Zeit zu bewältigen war. Die Orientierung erfolgte über so genannte Chinesenzeichen, die im Roadbook richtig gelesen werden mussten. Fahrerisches Können war bei der Überraschungs-Prüfung gefragt, bei der die Teilnehmer möglichst mittig durch zwei Pfeiler fahren mussten. All das wurde durch Lichtschranken elektronisch vermessen.

Zum ersten Mal dabei war der Marbacher Jake Bouma, der von ein paar Freunden zu seinem 27. Geburtstag einen Trabant 601 S Baujahr 1988 geschenkt bekommen hat. „Den haben wir in einer Scheune in der Nähe von Karlsruhe gefunden“, erzählt sein Beifahrer Peter Brück. Für 500 Euro bekamen sie einen der letzten Modelle dieser Reihe, weitere 200 Euro steckten die beiden an Reparaturkosten hinein. „Es gab einiges zu schweißen“, berichtet Brück. „Auf Ebay Kleinanzeigen findet man für alles Ersatzteile, und es gibt Firmen, die Ersatzteile sogar auf Anfrage herstellen“, führt der Automechaniker weiter aus. Obwohl Jake Bouma mit dem Auto täglich zur Arbeit nach Ludwigsburg fährt, gab er als Ziel lediglich aus: „Sicher ankommen.“ Dafür hatte er den Trabbi erstmals voll betankt.

Sicher ankommen war auch das bescheidene Ziel von Karl und Sascha Heck. Der 81-Jährige und sein 18-jähriger Enkel aus Alfdorf gingen mit einem Porsche 911 Targa von 1985 an den Start – bereits zum dritten Mal. „Im vergangenen Jahr hat uns der Anlasser im Stich gelassen“, berichtet Karl Heck. Für internationales Flair sorgte die Französin Karine Minary aus Vaihingen/Enz, die mit Lars Haschke in einem Alfa Spider unterwegs war. „Er ist in einer Alfa-Gruppe auf Facebook auf die Rallye aufmerksam geworden“, erklärt die Französin.

Gewertet wurde wie immer in den drei Fahrzeugkategorien Youngtimer (20 bis 30 Jahre alt), Mittelalter (31 bis 45 Jahre) und Oldtimer (älter als 45 Jahre). Gesamtsieger wurden bei der fünften Auflage Thorsten und Tanja Kleinert (Porsche 944) vor Roland und Ruben Süßbrich (Triumph TR3A) und Thorsten und Volker Palass (BMW 1800). Die ältesten Autos waren ein Ford A Tudor Sedan aus dem Jahr 1930 und ein Fiat 1111 ELR aus dem Jahr 1949. Porsche und VW waren mit jeweils elf Fahrzeugen die häufigste Marke, gefolgt von Mercedes mit sieben. Der Großteil der Teilnehmer kam aus dem Großraum Ludwigsburg, es waren aber auch Starter aus Hessen und Bayern dabei. „Wir wollten zeigen, dass man so eine Veranstaltung auch in Corona-Zeiten durchführen kann“, erklärt Müller. Die einzige große Änderung gab es bei der Siegerehrung, bei der sich die Fahrer ihre Pokale selbst holen mussten, da die Organisatoren aus Hygienegründen auf eine Übergabe verzichten wollten. Neben den Teilnehmern, die einen schönen Tag verbrachten, profitierte auch der Tobias-Mayer-Verein von der Rallye: „Wir erlösen damit einen Betrag, der dem Verein gut tut, vor allem in Corona-Zeiten“, freut sich Kassenwart Gerhard Schreiber.