Dr. Jürgen Hamel, Herbstvorträge im Tobias Mayer Museum, November 2019
Zum 3. Vortrag unserer diesjährigen Reihe war aus dem hohen Norden Herr Dr. Jürgen Hamel angereist. Auch er ein Wiederholungstäter, der, wie er betonte immer wieder gerne zu uns nach Marbach kommt.
Dieses Mal ging es um die Verbindung von Kunst und Wissenschaft bei der Globenherstellung.
Ein besonders schönes und sehr frühes Exemplar ist der Atlas Farnese (Bild 1) aus dem 2. Jahrhundert. Globen waren schon immer ein Prestigeobjekt der herrschenden Klasse.
Himmelsgloben wurden als wahre Kunstobjekte, die auch ganz ohne Darstellung von Sternen auskamen und sich ganz auf die Sternbilder konzentrierten, hergestellt.
Allerdings gibt es auch Beispiele für eine echte Symbiose von Kunst und Wissenschaft. Ein besonders schönes Beispiel ist der „Prachtband mit Sternendarstellungen“ von Peter Apian aus dem Jahre 1540. Die Karten sind mit Längen- und Breitengraden und mit Skalen ausgestattet und im dazu gehörigen Katalog wurden alle Sterne hinsichtlich Lage, Größe und Helligkeit genau beschrieben. Gleichzeitig war jeder einzelne Stern für sich ein eigenes Kunstwerk.
In diese Zeit fallen auch die Bemühungen der christlichen Kirche, die Deutungshoheit über den Sternenhimmel zu erlangen. So ersetzte 1627 Julius Schiller in seinen Himmelskarten, die heidnischen Sternbilder durch Bilder aus der Bibel, z. B. wurden aus Herkules die heiligen 3 Könige (Bild 2) oder aus dem Orion wurde der Heilige Joseph. Allerdings geriet dabei die Wissenschaft wieder in den Hintergrund. Schiller hat in den Sternbildern zwar auch Sterne dargestellt, aber es fehlt ein genauer Sternenkatalog. Diese christliche Darstellung des Sternenhimmels verlor dann auch schnell wieder an Bedeutung.
Anfang des 18. Jahrhunderts begann noch einmal eine neue Ära der Sternbilddarstellung, der sogenannte heraldische Sternenhimmel von Erhard Weigel, der die Sternbilder durch Symbole darstellt. Das schönste Exemplar, der Silberglobus von Kassel, wurde um 1700 in Nürnberg hergestellt (Bild 3).
Diese aus Silber- oder Kupferblech hergestellten Globen hatten natürlich auch den Vorteil besonders haltbar zu sein, was man von einem Globus aus Glas gerade nicht behaupten kann, weshalb es auch nur noch sehr wenige dieser Art weltweit gibt. Im Stuttgarter Landesmuseum kann man eines dieser seltenen Exemplare noch bewundern (Bild 4).
Den Glasglobus gibt es sowohl als Erd- als auch als Himmelsglobus. Aber wie wird so ein Globus hergestellt? Er ist nicht von außen bemalt, sondern von innen mit den handcolorierten Segmenten beklebt. Diese Segmente wurden durch eine kleine Öffnung am Südpol (Durchmesser nur wenige mm) in den Globus eingefädelt und dann hier verklebt. Kaum vorstellbar, aber tatsächlich so geschehen.
Damit ist wieder eine Reihe sehr interessanter Herbstvorträge vorüber. Allen, die sie dieses Mal versäumt haben sei gesagt: im nächsten Jahr wird es wieder sehr interessante Vorträge geben.
Gudrun Erb, Tobias-Mayer-Verein