Jan-Claudius Hanika, Bayrischer Rundfunk, Sendung vom 20.08.2019, 10:45 Uhr
Die indische Mond-Sonde Chandrayaan-2 hat jetzt ihr erstes Ziel, die Mondumlaufbahn, erreicht. Am 22. Juli 2019 war die Raumsonde gestartet. Am 7. September will Indien damit am Südpol des Mondes landen und einen Rover aussetzen.
Die Mission Chandrayaan-2 ist der erste Versuch Indiens, auf dem Mond zu landen. Bisher ist dies nur den USA, der Sowjetunion und China gelungen. Indien wäre damit die vierte Nation, die eine Mondlandung schafft. Am 22. Juli 2019 ist die Mond-Sonde Chandrayaan-2 vom südindischen Sriharikota aus gestartet. Am 20. August konnte die indische Weltraumbehörde ISRO einen ersten Höhepunkt verkünden: Die unbemannte Raumsonde ist erfolgreich in die Umlaufbahn des Erdtrabanten befördert worden.
Eintreten in Mondumlaufbahn war große Herausforderung
Das Eintreten in die Mondumlaufbahn hätte für Chandrayaan-2 auch das Aus bedeuten können: Wäre die Raumsonde zu schnell gewesen, hätte sie abprallen und verloren gehen können. Wäre sie zu langsam gewesen, hätte sie die Anziehungskraft des Mondes auf eben diesem zerschellen lassen können. Das nächste waghalsige Manöver ist für den 7. September geplant: Dann soll der Orbiter auf dem Südpol des Mondes landen.
Mondlandung missglückte bei der israelischen Mondsonde Beresheet
Wie riskant das Landen auf dem Mond ist, zeigt das Schicksal der israelischen Raumsonde Beresheet: Israel wollte sich ebenfalls unter die Mondlandungs-Nationen einreihen und schickte im Frühjahr eine Sonde Richtung Mond. Doch die Mondsonde Beresheet zerschellte beim Landeanflug im April 2019.
Chandrayaan-2 sucht nach Wassereis auf dem Mond
„Chandrayaan“ heißt in Sanskrit so viel wie „Mondfahrzeug“. Indien fliegt nicht nur aus Prestigegründen zu Mond. Das Land will auch wissenschaftlich etwas erreichen.
„Wir wollen die Menge an Wassereis bestimmen, die in den ewig schattigen Kratern an beiden Polen versteckt ist. Dazu wird die Muttersonde in einer Höhe von 100 Kilometern den Mond umrunden, dabei über den Nord- und über den Südpol fliegen. Das Radargerät an Bord kann dann erkennen, wie viel Eis es da unten gibt.“ Sriram Bhiravarasu, Lunar and Planetary Science Institute in Houston, Texas
Erste Landung am Südpol des Mondes
Es ist nicht das erste Mal, das Indien eine Sonde zum Mond schickt. Chandrayaan-1 hatte bereits im Jahr 2008 den Mond umrundet und dabei Wasservorkommen entdeckt, war aber nicht auf dem Mond gelandet. Diese Wasservorkommen näher zu untersuchen ist eine der Aufgaben der Nachfolgemission. Bei Chandrayaan-2 fliegt deshalb nicht nur ein Orbiter zum Mond, sondern auch eine Landefähre. Sie soll auf der Mondoberfläche landen, und zwar in einer Ebene einige hundert Kilometer nördlich des Südpols, zwischen den Kratern Simpelius und Manzinus. Das ist eine Premiere: Alle vorherigen Mondsonden landeten in der Nähe des Äquators.
Chandrayaan-2 lässt Rover über den Mond kurven
Die Landefähre ist mit mehreren Forschungsgeräten ausgestattet. Darunter ist ein Seismograph, um Mondbeben zu messen. Das wichtigste Gepäck an Bord der Landefähre ist aber der Rover. Er hat sechs Räder und ein Gewicht von rund 25 Kilogramm. Das Fahrzeug ist mit zwei Spektrometern ausgerüstet, mit denen er das Mondgestein chemisch analysieren kann. Mit einer Kamera macht der Rover Bilder seiner Umgebung. Diese erleichtern der Missionsleitung auf der Erde die Entscheidung, wohin er als nächstes fahren soll.
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