Das Großprojekt geht in den Endspurt

Square

Marbacher-Zeitung, Von Oliver von Schaewen 20.09.2018 – 00:00 Uhr

Die Fassade des Neubaus wird nochmals vom Gelbstich befreit, der die Kolumbasteine befallen hatte. Foto: Oliver von Schaewen

Im Gebäude wimmelt es von Handwerkern. Überall wird noch fieberhaft gearbeitet. Es sind die typischen Anzeichen eines Endspurts, bevor ein Bauprojekt offiziell eingeweiht wird. Der große Tag für den Neubau des Tobias-Mayer-Museums ist der 6. Oktober. Für Armin Hüttermann, den Vorsitzenden des Tobias-Mayer-Museums, geht damit ein Traum in Erfüllung. „Wir hoffen, dass das Museum ein Publikumsmagnet wird“, sagt er und zeigt beim Rundgang durch die Etagen einige Höhepunkte.

Das Innenleben des Museums wirkt wie eine fließende Erzählstruktur. Gestaltet hat sie der Projektleiter Ahmed Rasch vom Stuttgarter Büro Vista Rasch GmbH. Auf zwei Geschossen der 130  Quadratmeter großen Ausstellung wird so eindrucksvoll in das Leben und die Forschungsleistung des bekannten Astronomen eingeführt.

Tobias Mayer erblickte 1723 in Marbach das Licht der Welt. Er brachte es als Astronom, Geograf, Kartograf, Mathematiker und Physiker zu wissenschaftlichem Ruhm. Detaillierte Mondzeichnungen, selbst entwickelte Instrumente wie das Astrolabium zur Winkelmessung sowie Kartografien gehen auf ihn zurück. Schon jetzt zeichnet sich ab: Die Exponate werden im Museum auf angenehme Art zu sehen sein. Dort geht es interaktiv zu, wenn Besucher den Marbacher Torturm ausmessen können oder im mathematischen Atlas blättern, dessen Papier erst durch eine Lichtprojektion quasi bedruckt wird.

Für den Tobias-Mayer-Verein sei das Museum ein Glücksfall, schwärmt Armin Hüttermann. Dabei holt er ganz weit aus und erzählt vom Kauf des Altgebäudes durch den Vereinsgründer Erwin Roth, der das total baufällige Haus 1980 „für ein Appel und ein Ei“ vom damaligen Bürgermeister Heinz Georg Keppler angeboten bekam – damals kam laut Hüttermann erst heraus, dass Tobias Mayer im Grundbuch stand. Keppler habe den Käufer darauf verpflichtet, ein Museum zu errichten. Das tat der Maler Roth, der eigentlich ein Atelier einrichten wollte, dann auch, so Hüttermann. „Er malte aber kein Bild, sondern vertiefte sich zehn Jahre lang ins Leben Mayers.“

Als der Verein dann 1995 das Haus für 350 000 Mark zurückkaufte, musste er es lange abstottern. Umso glücklicher schätzt sich Armin Hüttermann jetzt, dass es durch die Begegnung mit dem Riva-Geschäftsführer und Marbach-Fan Hermann Püttmer auf dessen Kosten möglich war, auf dem Grundstück des verstorbenen Landwirts Hermann Breitenbücher den Museumsneubau zu errichten. „Wir werden im Gebäude an ihn erinnern“, verspricht Armin Hüttermann, denn auch Breitenbücher gebühre Dank und er habe noch zu Lebzeiten gemeint, nur ein Neubau könne die Museumserweiterung gewährleisten.

Durch das Engagement von Hermann Püttmer, der durch seinen Freund und Vereinsmitglied Dieter Baader begeistert werden konnte, ist ein Museumsneubau entstanden, der auch in seiner Architektur der Marbacher Innenstadt neues Leben einhaucht. Im Verbund mit Schillers Geburtshaus, der Ölmühle Jäger und dem geplanten Fritz-Genkinger-Museum entsteht eine attraktive Museumsmeile.

Die Ausstellungsfläche im Mayer-Museum unterteilt sich in die Bereiche Kartografie und Kupferstich (Erdgeschoss), Mondforschung sowie die Lösung des Längenproblems (1. Obergeschoss) und Bibliothek (2.  Obergeschoss). Biografie und weiteres Schaffen werden über die ersten beiden Geschosse behandelt. Im Untergeschoss, ein von den Architekten Webler + Geissler neu interpretiertes Kellergewölbe, wird es Flächen für Sonderausstellungen geben sowie einen Ausschank für lokal gebrautes Bier und die Marbacher Winzer.